Schwarzensteinalm

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Ein Hochgebirgsresort für Vierbeiner

Auf der Schwarzensteinalm genießen Schafe, Kühe und Pferde Luxus pur während ihrer Sommerfrische auf bis zu 2.900 Metern Seehöhe.

Das Zillertal ist eine der bekanntesten und beliebtesten Urlaubsdestinationen für Gäste aus Nah und Fern. Dass aber auch Schafe, Kühe und Pferde hier ihre Sommerfrische in einem Luxusresort in luftiger Höhe verbringen können, zeigt ein Besuch auf der Schwarzensteinalm im Zemmgrund deutlich. Das Angebot an Fläche und Futter ist gigantisch. Die Alm verfügt über stolze 491 Hektar Fläche, ergänzt durch rund 1.500 Hektar an Weiderechten. Hier tummeln sich etwa 500 Schafe, 26 Rinder und 15 Pferde auf weitläufigen Böden und angrenzenden Steilflächen, die direkt in mehrere Gletscher auslaufen. Die Aussicht und das Panorama sind atemberaubend – ob die Tiere diesen Anblick genauso zu schätzen wissen wie die Wanderer, ist fraglich. 

Die Wellness-Bereiche für die Tiere sind geschickt angeordnet und gehen bis 2.900 Meter hinauf. Für die Schafe gibt es einen gelungenen Mix aus zahlreichen Wasserstellen und vielen Steinen. Das ermöglicht ihnen eine automatische Klauenpflege, die sich äußerst positiv auf das Tierwohl auswirkt. 

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Die Schafe bewegen sich auf bis zu 2900 Meter Seehöhe.

Die Kühe starten den Sommer auf der Alm mit einem gewissen Weidemanagement. Almbewirtschafter Hans-Peter Pendl stellt dadurch sicher, dass sich die Tiere aneinander und an das Leben auf der Alm gewöhnen, bevor sie sich dann den restlichen Sommer frei auf der Alm bewegen dürfen. Sehr beliebt bei den Rindern ist der Schwarzsee auf 2.472 Metern. Dort können sie sich erfrischen und finden die besten Gräser und Kräuter. Nicht umsonst ist die Schwarzensteinalm als ein Platz für die Sommerfrische bekannt, von dem die Tiere gut genährt und in Höchstform zurückkehren. 

Die Pferde genießen die kühle Gletscherluft und ziehen ihre Kreise in den moosigen Böden, auf denen besonders feines Futter wächst. Auch auf den Sandbänken der zahlreichen Gletscherflüsse fühlen sie sich besonders wohl. Die Zeit auf der kühlen Alm – fernab von Sommerhitze und lästigen Mücken und Bremen – tut ihnen gut. 

Kühle Luft und saftige Kräuter finden die Kühe rund um den Schwarzsee.

Kühe-Schwarzsee

Die Pferde fühlen sich auf den Hochebenen im Zemmgrund sichtlich wohl.

Haflinger Schwarzensteinalm

Auf der Schwarzensteinalm sind sämtliche Kuhrassen vertreten.

Kühe-Schwarzensteinalm

Wie seine Westentasche

Mitte Juni startet Hans-Peter Pendl mit den Schafen in die Almsaison, Rinder und Pferde folgen meist etwas später. Er kennt das weitläufige Gebiet wie seine Westentasche, da er hier auch als Aufsichtsjäger unterwegs ist. Nahezu täglich findet man ihn auf der Alm, wo er mit Wanderstock und Fernglas bestückt nach dem Rechten sieht. Weitere Arbeiten wie das dringend notwendige Schwenden aber auch die Instandhaltung der baulichen Anlagen sowie das Salzen der Tiere halten den Schafbauern auf Trab.  Unterstützt wird er den Sommer über von seinen Söhnen, Mitgliedern des Schafzuchtvereines und seinen Jagdkollegen. „Das Gebiet hier ist dermaßen groß, dass eine Person allein es gar nicht schaffen könnte, alle Tiere zu beaufsichtigen. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich hier von vielen Leuten tatkräftig unterstützt werde“, so Pendl.

Einen schöneren Platz als diesen hier gibt es wohl kaum.

Hans-Peter Pendl

Hans-Peter Pendl

Almbewirtschafter

Seit über 30 Jahren ist er auf der Schwarzensteinalm und ist überzeugt: „Einen schöneren Platz als diesen gibt es wohl kaum!“ Was die Alm für ihn außerdem so besonders macht, hat einen familiären Hintergrund. 1895 kaufte die Sektion Berlin vom Deutschen Alpenverein die gesamte Alpe Schwarzenstein vom Senner und Bergführer Matthias Fiechtl. Dessen Sohn Hans Fiechtl – ein bekannter Kletterer, Bergführer sowie Erfinder des Felshakens – war Pendls Urgroßvater und somit fühlt es sich für ihn an wie ein Stück Familiengeschichte, die er mit seiner Familie nun weiterführt. Wenn der Almbauer seine tägliche Runde auf der Alm geht, schaut er gern in der Berliner Hütte vorbei. Diese ist nicht nur eine der schönsten und imposantesten Schutzhäuser im gesamten Alpenraum, sondern auch die einzige, die unter Denkmalschutz steht. Aus gutem Grund, wie ein schneller Blick in die Räume der Hütte zeigt. 180 Personen finden hier einen Platz zum Nächtigen, buchen muss man wegen des großen Andrangs frühzeitig. 

Durchwegs friedlich

Viele Nächtigungen bedeutet auch zahlreiche Gäste, die  direkt durch das Almgebiet wandern. Trotzdem kommt es nur sehr selten zu Zwischenfällen. So wie vor ein paar Jahren, als ein deutscher Wanderer laut eigenen Angaben von einem Schaf „attackiert“ wurde. Der Tirol-Heute-Beitrag von diesem Vorfall verbreitete sich rasch in den sozialen Medien und sorgte für Lacher. Für Hans-Peter Pendl gab es damals wenig zu lachen. „Rund zwei Wochen lang bekam ich von sämtlichen Medien Anfragen für ein Interview, das war ein Wahnsinn“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln und betont sogleich: „Eigentlich sind unsere Schafe alle recht friedfertig.“ Er gibt aber auch zu bedenken, dass es noch immer Wanderinnen und Wanderer gibt, die zu wenig Abstand zu den Tieren halten und sich dadurch oft selber in Gefahr begeben.

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Ein Schwarznasen-Widder im felsigen Gelände der Schwarzensteinalm.

Lieblingsplatz

Bald schon neigt sich eine weitere wunderbare Almsaison dem Ende zu. Mitte September geht es wieder Richtung Tal. Der Schafzuchtverein Finkenberg in Zusammenarbeit mit der Schützenkompanie nimmt dies als Anlass für ein großes Fest. Am Freitag vor dem Heimfahrerfest werden die Schafe in einen Pferch zusammengetrieben. Am nächsten Morgen um sieben Uhr startet der Almabtrieb, vor den Tieren und Schafern liegt eine Strecke von 30 Kilometern. In Ginzling wird eine kurze Pause gemacht, wo die Schafe aufgebüschelt werden. Pünktlich um 12 Uhr folgt der zweite Teil der Strecke und nach rund 1,5 Stunden sind dann alle froh, am Ziel zu sein. 

So endet eine weitere Saison auf der Schwarzensteinalm – mit satten Wiesen, glücklichen Tieren und einem Almbewirtschafter, der jeden Sommer nützt, um möglichst viel Zeit an seinem Lieblingsplatz zu verbringen, ganz hinten im wunderbaren Zemmgrund. 

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