Die ukrainischen Landwirte befürchten einen Engpass bei der Versorgung mit Stickstoffdüngern und in der Folge sinkende Erträge auf ihren Flächen. Der Grund dafür sind Anfang Juli vom Militär ausgesprochene Beschränkungen bei der Einfuhr von stickstoffhaltigen Düngemitteln über die Seehäfen. Dahinter steht die Befürchtung, dass es zu gezielten russischen Angriffen auf Schiffe oder Düngemittellager kommen könnte. Untersagt wurde insbesondere die Einfuhr von Salpeter, der auch zur Herstellung von Sprengstoffen verwendet wird. Allerdings wurde auch der Umschlag aller Düngemittel beschränkt, die aus Ammonium produziert werden.
Mehrkosten von bis zu 80 Euro pro Tonne
Der Bauernverband VAR schlägt nun Alarm. Der Verband appellierte an Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko und die regionale Militärverwaltung von Odessa, das Problem des Imports von mineralischen Stickstoffdüngern schnellstmöglich zu lösen. Selbst die Einfuhr von Düngemitteln, die nur zehn Prozent Stickstoff enthielten, sei derzeit blockiert. Zumindest sollten die Importe von grundlegenden Mineraldüngern wie Ammoniumsulfat, Harnstoff, Kaliumchlorid und Superphosphat über die Seehäfen sichergestellt werden. Ohne eine ausreichende Versorgung mit Stickstoffdüngern sei es nicht möglich, die zukünftige Ernte zu sichern, warnte der VAR. Sollte es bei dem Verbot bleiben, könnte es im kommenden Jahr zu einem Ertragsrückgang von 30 Prozent und einer nationalen Nahrungsmittelkrise kommen. Ukrainische Experten gehen davon aus, dass das Defizit an Stickstoffdüngern bei bis zu 60 Prozent liegen könnte, bei Phosphor-Kalium-Düngemitteln sogar bei um die 80 Prozent. Zudem führe die Umstrukturierung der Logistik von den Seehäfen hin zum Landweg zu einem Anstieg der Kosten für eine Tonne Düngemittel um 50 bis 80 Euro.
Inlandsproduktion deckt Bedarf nicht
Der VAR wies darauf hin, dass die Ukraine bei Mineraldüngern derzeit stark von Importen abhängig sei. Ein Branchenvertreter bezifferte die gesamten Düngemittelimporte des Landes auf 2,5 bis drei Millionen Tonnen pro Jahr. Der Bedarf liege bei 4,5 bis fünf Millionen Tonnen, sodass bei einer inländischen Produktion von 1,5 Millionen Tonnen noch nicht einmal ein Drittel des Bedarfs gedeckt werde.
Schon jetzt bekommen die Landwirte die Auswirkungen des Importverbots deutlich zu spüren. Die Preise für Stickstoffdünger sind aufgrund des eingeschränkten Angebots nach oben gegangen. Salpeter hat sich beispielsweise pro Tonne von umgerechnet 436 Euro auf bis zu 561 Euro verteuert, ein Plus von fast 30 Prozent. Der Preis für Harnstoff legte um 17 Prozent auf umgerechnet 582 Euro zu.
Das Militär gibt sich bezüglich Aufhebung der Vorgaben weiterhin bedeckt: „Das Verbot gilt so lange, bis sich die Sicherheitslage wesentlich ändert. Es bezieht sich in erster Linie auf den Schutz anderer ziviler Schiffe, die unseren Getreidekorridor nutzen“, erklärte ein Marinesprecher. Aus Sicherheitsgründen könnten keine weiteren Details preisgegeben werden.
AgE