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Aktionitis vor Gericht

Minus 50 Prozent hier, zwei Produkte zum Preis von einem da und zum Drüberstreuen noch ein paar Rabattsticker (vulgo „Markerl“). Rabattschlachten gehören in Österreichs Supermärkten zum guten Ton. Laut rollierender Marktanalyse der AMA-Marketing wurde im Vorjahr bereits ein Drittel des Warenkorbs rabattiert gekauft. Besonders hoch ist die Aktionsdichte bei tierischen Produkten, allen voran bei Butter.

Doch der Verein für Konsumenteninformation warnt. Wo billig draufsteht, ist oft nicht billig drin. Wegen dieses mutmaßlichen Gesetzesbruchs gehen sie nun gegen die „Big Four“ des heimischen Lebensmitteleinzelhandels vor Gericht. Was Bauern und ihre Vertreter schon seit Jahren kritisieren, scheint in Zeiten der Einsparungen auch am anderen Ende der Wertschöpfungskette relevant zu werden. Hohe Marktkonzentration hat Folgen. Für die Erzeugerseite wurde 2022 das Fairness-Büro geschaffen. Dieses soll beim Ungleichgewicht zwischen Produzenten und Handel ausgleichend eingreifen. Die Konsumentenvertreter kämpfen mit härteren Bandagen. Durch die Klage auf Unterlassung drohen den Handelsketten 100.000 Euro Strafe. Und zwar für jede einzelne falsch ausgelobte Rabattaktion. Der Handel wird es sich wohl dennoch leisten können. Im ersten Halbjahr verbuchte die Sparte reale Umsatzsteigerungen von 2,1 Prozent. So manches Bauernherz würde dieser Tage wohl noch höherschlagen, wenn der Gerichtsprozess nicht von der Mär getragen würde, dass es die Lebensmittelpreise sind, die die Inflation antreiben. Aber gut Ding braucht wohl Weile.

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