Über Jahrtausende war der Fortschritt des Menschen untrennbar mit der Haltung von Pferden als Zug- und Arbeitstiere verknüpft. Heute nehmen die Tiere eine bedeutende Rolle im Tourismus, Sport und kulturellen Geschehen ein und beeinflussen die heimische Ökonomie in vielen Bereichen positiv. Das belegt nun eine vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) durchgeführte quantitative Erhebung aus dem Vorjahr. Demnach generierte der Wirtschaftsfaktor Pferd 2024 direkt oder indirekt einen Umsatz von 4,15 Mrd. Euro. Zum Vergleich: 2019 lag die gesamtwirtschaftliche Produktionsleistung noch bei 2,3 Mrd. Euro. Bei einem österreichweiten Pferdebestand von derzeit etwa 150.000 Tieren bedeutet das eine stattliche Summe von 27.700 Euro pro Pferd und Jahr. Auch die Wertschöpfung hat sich binnen fünf Jahren nahezu verdoppelt auf nunmehr 2,02 Mrd. Euro oder bis zu 13.500 Euro je Tier. Auch die Endnachfrage im Sektor erhöhte sich seit 2019 deutlich, konkret um 75 Prozent.
Die IWI-Ökonomen berücksichtigen in ihren Berechnungen alle von der Pferdehaltung berührten Bereiche, von der Futtermittelherstellung über die Leder- und Metallverarbeitung, die Gastronomie und Beherbergungsbetriebe, bis hin zum Versicherungswesen, der Automobilbranche, dem Veterinärwesen und dem umfangreichen Handel mit Pferdezubehör und Reitsportartikeln. Den sprunghaften Anstieg begründen sie mit mehreren Faktoren: Einerseits ist der Pferdebestand angestiegen, welcher in der Vorgängeruntersuchung mit 130.000 Tieren angenommen wurde, andererseits hat im Zuge der COVID-19-Pandemie auch die Anzahl der Reiter zugenommen. Zusätzlich zeigen sich ebenso die überdurchschnittlichen Preisentwicklungen der vergangenen Jahre für den Anstieg verantwortlich.
Landwirtschaft als Profiteur
„Die Land- und Forstwirtschaft erzielt relativ zur Sektorengröße den größten Nutzen durch den Wirtschaftsfaktor Pferd“, konstatieren die Experten außerdem. Das verwundert wenig, sind doch mehr als drei Viertel aller hierzulande gemeldeten Pferde auf landwirtschaftlichen Betrieben eingestellt. „Pferde stärken den ländlichen Raum. Viele landwirtschaftliche Betriebe erzielen ihre Wertschöpfung durch die Zucht oder das Einstellen von Pferden, die Produktion von hochwertigem Futter und Einstreu, durch die Bereitstellung von Weide- und Almflächen und durch das Beherbergen von Reittouristen“, betont man bei der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Pferdezüchter. Der Produktionsanteil von Pferden im gesamten primären Sektor lag im Vorjahr demnach bei 4,7 Prozent beziehungsweise 645 Mio. Euro. Laut IWI werden statistisch außerdem gut 11.900 Vollzeitäquivalente in der Landwirtschaft allein durch die Wertschöpfungskette Pferd abgesichert. Über alle pferdenahen Branchen hinweg waren es 2024 übrigens 35.365 Vollzeitarbeitsplätze oder beinahe 1 Prozent aller in der Volkswirtschaft verfügbaren Stellen.
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