Weiden und Wald statt Wildwuchs
Wo die Alm aufhört, dort beginnt der Wald. Obwohl auch im Land ob der Enns geringfügig Wiesen und Weiden verwalden insbeÂsondere in bereits waldreichen Regionen im Oberen Mühlviertel sowie im Süden des Bundeslandes bleibt die Zahl der bewirtschafteten Almen im Vergleich zu anderen Bundesländern stabil. „Die Bewirtschaftung ist arbeitsintensiv und verlangt viel Handarbeit. In Oberösterreich verhindern die Almbäuerinnen und Almbauern, dass die wertvollen Weideflächen in Berg- und benachteiligten Gebieten verbuschen, verwildern oder verwalden eine Tendenz, die österreichweit vielerorts sichtbar ist“, betonte Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger im Zuge eines Lokalaugenscheins im Salzkammergut.
Schaffung neuer Weideflächen
Ein Schwerpunkt der zuständigen Abteilung des Landes liegt hier deshalb auf der Neuordnung von Wald und Weide gemäß dem Oö. Einforstungsrechtegesetz. „Seit dem Jahr 2000 wurden dabei auf über 60 Almen mehr als 320 Hektar neue Weideflächen geschaffen vor allem im Salzkammergut hat das die Rinderalpung nachhaltig gestärkt“, so Langer-Weninger.
Die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) fungieren hier oftmals als wichtige Partner so auch bei der Brunntalalm in Bad Goisern, welche von einer Almgemeinschaft bestehend aus fünf bäuerlichen Familien bewirtschaftet wird. Deren Obmann Ernst Pramesberger betonte: „Wir Almbauern sind auf Zuschüsse angewiesen. Dabei handelt es sich um kein hinausgeschmissenes Geld.“ In den vergangenen 20 Jahren wurden hier 16 Hektar neue Reinweideflächen geschaffen ein wichtiger Schritt zur langfristigen Sicherung der Almwirtschaft in einem Gebiet, das historisch stark forstlich geprägt ist.
Der Leiter des regionalen Forstbetriebs, Martin Stürmer, betonte: „Der Bundesforstbetrieb Inneres Salzkammergut war auch bei dieser Lösung der Wald-Weide-Frage ein aktiver Partner der Region. Die Zusammenarbeit zwischen Agrarbehörde, Weideberechtigten und uns war geprägt vom gemeinsamen Verständnis und im Hinblick auf die Stärkung der ländlichen Entwicklung. Nur gemeinsam und mit Kompromissbereitschaft können derartige Projekte zielführend umgesetzt werden.“
Förderung von Neu- und Umbauten
Pro Jahr werden in Oberösterreich circa 50 Almprojekte mittels Förderungen unterstützt. „Im Fokus stehen dabei insbesondere der Neubau und die Sanierung von Almgebäuden, die Versorgung mit Wasser und Energie etwa durch Photovoltaik, die Erschließung durch Wege sowie die Kultivierung neuer Almweideflächen. In den letzten 25 Jahren konnten so unter anderem 60 neue Almgebäude errichtet werden“, schilderte Robert Türkis, Leiter der Abteilung Ländliche Neuordnung beim Land.
Besonders erfolgreich sei die Fördermaßnahme zur „Errichtung regionaltypischer Holzdächer“. In den vergangenen 25 Jahren wurden 95 Prozent aller neu errichteten Almgebäude hierzulande mit Holzschindeln oder Holzbrettern eingedeckt. „Damit wird nicht nur das traditionelle Erscheinungsbild bewahrt auch altes Handwerk und bäuerliche Baukultur bleiben erhalten“, so Türkis.
Feßl: Kein Platz für Wölfe auf Almen
Der Wolf ist auf den Almen kein seltenes Phänomen mehr, sondern eine dauerhafte Herausforderung für die Weide- und Almwirtschaft. „Herdenschutz ist wichtig, stößt aber in der Realität oft an Grenzen. Steile Hänge, schwer zugängliches Gelände, Witterung und der hohe Personalbedarf machen flächendeckenden Schutz unmöglich“, berichtete Johann Feßl, Obmann des Almvereins Oberösterreich, und fordert: „Almen müssen als wolfsfreie Zonen gelten, denn wir haben eine Verantwortung für unsere Weidetiere.“
Almen in OÖ
Im oö. Almkataster sind 630 Almen verzeichnet. Etwa zwei Drittel davon werden aktiv bewirtschaftet. 270 Almen sind sogenannte Einforstungsalmen, bei denen das Nutzungsrecht bei bäuerlichen Betrieben liegt, das Eigentum jedoch bei Dritten
(z. B. Bundesforste).