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Biomarkt: Erzeuger- versus Verbraucherpreis?

Die Nachfrage nach Biolebensmitteln ist im In- und Ausland ungebrochen hoch. Während der Preisabstand zu konventionellen Lebensmitteln an den Ladentheken schrumpft, sind die Erzeugerpreise im Aufwind.

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Biomarkt: Erzeuger- versus Verbraucherpreis?

Die alljährlich im Auftrag der AMA-Marketing durchgeführte Rollierende Agrarmarktanalyse (RollAMA) stellte der Biobranche Mitte März erneut ein gutes Zeugnis aus. Den vom Marktforschungsinstitut Key- Quest erhobenen Daten zufolge wuchs der Bioanteil im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) 2024 mengenmäßig auf 13 Prozent. Wertmäßig blieb der Anteil mit 11,4 Prozent zumindest konstant.

Die Schere zwischen Preis und Menge wird bei genauerer Betrachtung der Preisdifferenzen zwischen Bio und konventionell nach Produktgruppen noch deutlicher. Diese war über alle im RollAMA erhobenen Kategorien hinweg rückläufig, einzige Ausnahme bildeten Erdäpfel. So schrumpfte der durchschnittliche Mehrpreis für Fleisch in Bioqualität im Vorjahr auf 81,6 Prozent (-3,8 %). Jener für Eier sank um 5,8 Prozent und für Mehl um 2,7 Prozent. Biokäse kostete nur noch 23,3 Prozent mehr als sein konventionelles Äquivalent. 2023 betrug die Differenz noch 28,6 Prozent. Auch bei Frischmilch sank der ohnehin schon geringe Preisunterschied neuerlich, und zwar auf nur noch gut 7 Prozent. Regelrecht eingebrochen scheint laut Roll- AMA die Differenz bei Butter zu sein. Kostete diese 2023 noch knapp ein Viertel mehr als konventionelle Butter, lag der Preisaufschlag im Vorjahr nur noch bei durchschnittlich 12 Prozent. Bleibt die Frage, ob sich die relative Preisabnahme für Verbraucher auch auf die Erzeugerpreise durchschlägt. Bei Biomilch kann hier vorerst Entwarnung gegeben werden.

Konträre Entwicklung bei Erzeugerpreisen

Laut jüngstemMilchmarktberichtder AMA kletterte im Jänner der Preis fürBiomilchmit natürlichem Fett- und Eiweißgehalt im EU-Schnitt auf netto 60,36 Cent je Kilogramm und stieg damit den achten Monat in Folge. Laut AMA lag der Preis in Österreich zeitgleich geringfügig darüber, nämlich bei 60,63 Cent. Bei Österreichs größtem Milchverarbeiter, der Berglandmilch, teilt man auf Nachfrage mit, dass sich dieser Preistrend weiter fortgesetzt hat. Konkret betrug der Bruttoauszahlungspreis im März dort 77,29 Cent. Den mit Abstand größten Anteil der Biomilch erfasst der Branchenprimus über Sonderprojekte, dort lag der Auszahlungspreis dieser Tage bei netto 64,10 Cent je Kilogramm.

Bioschweinemäster und Ferkelerzeuger gesucht

Zufriedenstellende Preise werden auch bei Biofleisch gemeldet. So informiert Bioschwein- Austria-Geschäftsführerin Christine Resch-Wöran, dass sich der Markt nach der „schwierigen Zeit“ bis vor einem Jahr wieder erholt habe: „Die Nachfrage ist steigend, auch aus dem Ausland erhalten wir laufend Anfragen.“ Man suche deshalb wieder aktiv Bioferkelerzeuger und Mäster. Der Auszahlungspreis fürBioschweinewurde zu Monatsbeginn wieder um 15 Cent je Kilogramm Schlachtgewicht angehoben (dem Vernehmen nach, nach einer längeren Pause). Der 2022 als Reaktion auf die steigenden Futterkosten erhöhte Ferkelfaktor wurde zeitgleich wieder auf 1,6 nach unten nivelliert.

Ähnliches wird auch aus derBiorindfleischerzeugunggemeldet. Auch dort sei die Nachfrage (wie auch bei konventioneller Ware) derzeit rege. DieLK Niederösterreichnannte unter Berufung auf die Bio-Vermarktung Handels GesmbH vergangene Woche für Biojungrinder (Klasse R3) einen Nettopreis von 6,05 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht. Bio-Austria-Kalbinnen und -Ochsen (R3) erzielten 6,10 Euro je Kilogramm. Biokühe erzielten bis zu 5,31 Euro und damit gut einen Euro mehr als konventionelle.

Erholung auch im Pflanzenbau

Aktuell sind die Lager im Biobereich fast leer und einige Kulturen sind derzeit ausverkauft.Biogersteist europaweit vergriffen. An der Biogetreide-Börse in Bologna wird Futtergerste (60-62 kg/ hl) momentan für 295 bis 305 Euro gehandelt. Geschuldet ist die knappe Versorgung der mengen- und qualitätsmäßig unterdurchschnittlichen Ernte 2024. Die Nachfrage nach Biogetreide und Eiweißkulturen ist hoch, die Preise steigen entsprechend. Selbst beiBioroggenmeldet die LK Oberösterreich dieser Tage wieder anziehende Preise.Mahlweizenbleibt – ähnlich wie im konventionellen Bereich – aber ein Sorgenkind. Für wirtschaftlich notwendige Erzeugerpreise deutlich über 400 Euro je Tonne müssten diese weiter anziehen. In Bologna wird derzeit für inländische Ware(14 % Protein, 79 kg/hl) ein Großhandelspreis von ) 425 bis 435 Euro netto notiert. Mais für Futterzwecke liegt am selben Handelsplatz bei 350 bis 375 Euro.

BeiBiosojabohnenist die Nachfrage laut LK Oberösterreich sowohl für Speise- als auch für Futterware gut. Preislich liege man derzeit bei netto 700 Euro je Tonne. Tendenz stabil bis leicht steigend. Die Fachabteilung Pflanzenbau empfiehlt übrigens mittlerweile auch im Biobereich Kontraktabschlüsse. Begründung: „Die Volatilität der Märkte hat auch den Biosektor erfasst.“

Bleibt abzuwarten, wie lange die gegenläufigen Trends beibehalten werden. Zumindest bei Biomilch gehen Marktexperten davon aus, dass deutsche Handelsketten nicht mehr lange um eine Preiserhöhung umhinkommen. Wie sich das auf den Exportabsatz auswirkt, bleibt abzuwarten. Bekanntlich gehen gut 30 Prozent der hierzulande produzierten Biomilch ins Ausland.

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