Tonner und Brodtrager im Doppelinterview

Welchen Ratschlag Franz Tonner dem neuen Bauernbund-Direktor Bernd Brodtrager gibt und wie sie die Zukunft des Steirischen Bauernbundes einschätzen, erzählen sie im Interview mit Karl Brodschneider und Karlheinz Lind.

Generationenwechsel im Gespräch: Der bisherige Direktor Franz Tonner und sein Nachfolger Bernd Brodtrager sprechen im Interview über Vergangenes und Zukünftiges.

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Tonner und Brodtrager im Doppelinterview

Herr Tonner, wie schwer war für Sie der Schritt, nach 26 Jahren das Amt des Direktor des Steirischen Bauernbundes abzugeben?

Franz Tonner: Schwer! Es war mit viel Wehmut verbunden, da ich dieses Amt 26 Jahre lang mit viel Enthusiasmus ausgeführt habe. Jetzt habe ich aber einen tollen Nachfolger und Zeit für das Bürgermeisteramt, das ich seit der letzten Gemeinderatswahl in Hart bei Graz ausüben darf. Was ich jetzt schon sagen kann – das Amt des Bürgermeisters ist so wie jenes als Bauernbunddirektor sehr zeitintensiv. Und beides geht nicht.

Herr Brodtrager, wie leicht oder schwer ist es Ihnen gefallen, dieses neue Amt anzugehen?

Bernd Brodtrager: Eine solche Entscheidung muss schon gut überlegt sein, denn es ist ein neuer Lebensabschnitt. Es wird gut funktionieren, weil Franz Tonner auch hinkünftig ein wichtiger Teil im Büro sein wird, seine Expertise bereitstellt sowie die Veranstaltungen im Bauernbund und die Agenden für NEUES LAND übernimmt.

Wie waren die Reaktionen aus Ihrem Umfeld auf diese personelle Änderung im Bauernbund?

Brodtrager (lacht): Ich muss jetzt über 250 WhatsApp-Nachrichten beantworten. Es sind viele Glückwünsche eingegangen. Das ist irgendwie schön, wenn man ein solches Feedback bekommt.

Tonner: Es gab sehr viele, die sich gewundert haben, dass ich diesen Schritt gehe, und auch viele, die sich für die gute Zusammenarbeit in all diesen Jahren bedankt haben und mir viel Glück gewünscht haben. Insgesamt gab es für meine Entscheidung sehr viel Verständnis. Es ist nicht selbstverständlich, mit 60 Jahren etwas Neues anzugehen. Bernd Brodtrager ist für mich die optimale Personalentscheidung als Nachfolger. Er hat bereits viel Erfahrung in Brüssel gesammelt und ein gutes Netzwerk in Wien aufgebaut. Das erinnert mich stark an meine Anfangszeiten im Steirischen Bauernbund.

Im vorigen Jahr hat der Steirische Bauernbund sein 125-jähriges Bestehen gefeiert. Was muss der Bauernbund in Zukunft machen, damit er noch lange bestehen bleibt?

Tonner: So wie sich die Gesellschaft verändert, muss sich auch der Bauernbund verändern. Aber unsere Wertehaltung bleibt gleich.

Brodtrager: Dem stimme ich auch zu, aber in der Bauernbund-Arbeit werden wir jetzt neue Wege gehen und auf einen neuen Stil setzen.

Worauf soll Ihre Arbeit als neuer Bauernbund-Direktor fußen?

Brodtrager: Dass wir politisch kantiger werden, die Dinge beim Namen nennen, Themen ansprechen und lösungsorientiert sind. Sonst enden wir im Populismus. Weiters dass wir präsenter werden und die Leute wieder mehr in die politischen Prozesse mitnehmen. Sie sollen sehen, warum es wichtig und notwendig ist, dass es weiterhin einen Bauernbund gibt.

Ganz wichtig halte ich die Kommunikation. Heute verlagert sich vieles in die sozialen Medien. Die Digitalisierung dürfen wir ja nicht verpassen! Das gilt für die Kommunikation nach innen ebenso wie für die Kommunikation nach außen. Da gibt es diesen Faktor 2:98. Wir sind nur mehr zwei Prozent in der Landwirtschaft und müssen den anderen 98 Prozent erklären, warum wir Lebensmittel anbauen, wie Nutztiere gehalten werden, warum es Pflanzenschutz braucht und was eigentlich wäre, wenn wir nicht mehr da wären.

Welche Bedeutung haben dabei die Bauernbund-Ortsgruppen?

Brodtrager: Ohne die Ortsgruppen wird es nicht gehen. Wenn wir sie nicht hätten, dementsprechend servicieren und uns politisch ins Zeug werfen, dann würde es uns als Bauernbund nicht mehr geben. Aber wir müssen auch verstärkt bei den Jungen sein, damit wir die Mitgliederzahlen halten. Denn um die Stärke des Bauernbundes beneidet uns jeder und das soll auch in Zukunft so sein.

Warum ist es wichtig, dass es den Bauernbund gibt?

Brodtrager: Ich drehe die Frage um. Wer vertritt sonst den ländlichen Raum?

Tonner: Gerade die Wahrung des Eigentums hat für mich einen sehr hohen Stellenwert in der Arbeit des Bauernbundes. Wir sind die einzigen Vertreter des Eigentums. Auch gesellschaftspolitisch haben die Bäuerinnen und Bauern und somit auch der Bauernbund eine wichtige Funktion. Viele gelebte Traditionen oder Vereine würden ohne die Bäuerinnen und Bauern verloren gehen. Weiters sind wir als Bauernbund sehr gut vernetzt – sogar bis nach Brüssel. Durch unsere vielen Mitglieder auf Ortsebene haben wir auch ein politisches Gewicht, das bei Verhandlungen enorm wichtig ist.

Herr Tonner, welchen Ratschlag geben Sie Ihrem Nachfolger mit?

Tonner: Was Bernd Brodtrager bereits als Jungbauernobmann erfolgreich praktiziert hat, ist die Präsenz vor Ort. Die Leute müssen einen kennen. Wenn man in den Ortsgruppen draußen ist, kann man auf die Probleme und Herausforderungen direkt eingehen. Agrarpolitisches Wissen ist dabei besonders wichtig und davon hat mein Nachfolger mehr als genug.

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