Mischwälder: Aus der Krise gewachsen
Schwere Stürme haben 1990 massive Schäden in der heimischen Forstwirtschaft verursacht und sich bei vielen Waldbewirtschaftern tief ins Gedächtnis eingebrannt. Die Aufarbeitung erfolgte unter schwierigsten Bedingungen. Eine vergleichbare Situation wollten viele Betroffene der (über)nächsten Generation ersparen und begannen für diese Wälder mit Laubhölzern aufzuforsten. „Damit war die Windwurfkatastrophe Auslöser für zahlreiche Laub- und Mischwaldaufforstungen in Oberösterreich, lange vor den Borkenkäferkalamitäten“, betonte Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger, bei einem Lokalaugenschein im Wald von Familie Resl aus Hofkirchen im Traunkreis.
Boku-Studie liefert positive Ergebnisse
Altbauer Josef Resl erinnerte sich zurück: „Wir haben damals vor allem mit Eiche, Ahorn und Esche aufgeforstet.“
Mit dem Schwerpunkt im Alpenvorland wurden 40 geförderte Aufforstungsflächen in Oberösterreich nach nun mehr als 30 Jahren untersucht. Nach Jahren intensiver Diskussionen um die qualitative Entwicklung dieser Mischwald-Bestände, kann nun eine erste Zwischenbilanz gezogen werden. Die Studie von Boku-Professor Eduard Hochbichler brachte unter anderem folgende Ergebnisse: 350 Vorratsfestmeter stockten im Mittel auf den gutwüchsigen Standorten. Berücksichtigt man auch entnommene Erntemengen aus den Durchforstungen, so sind jährlich circa 13,5 Festmeter je Hektar zugewachsen. Eine weitere grundlegende Fragestellung der Untersuchung war, ob die Laubholzanteile der damals geförderten Aufforstungen erhalten geblieben sind. Nach mehr als drei Jahrzehnten ist das Ergebnis überwiegend positiv. Zum größten Teil blieben die Laubholzanteile von mehr als 30 Prozent bestehen. „Durch die Mischung der Baumarten sind die Bestände robuster gegenüber Schadereignissen und verfügen für die Zukunft über ein hohes Naturverjüngungspotential“, so Hochbichler.
Besonders häufig wurden auf den Windwurfflächen Bergahorn, Stieleiche und Esche gepflanzt. Während der Bergahorn seine Flächenanteile sogar ausbauen konnte, ist die Esche aufgrund des Eschentriebsterbens vielfach ausgefallen. Wo sie aber überlebte, zeigte sie gute Leistungen. Eine der positivsten Überraschungen war die Eiche, die immer als langsam-wüchsig galt. Sie fällt im Durchmesser gegenüber der Fichte und Tanne kaum zurück. Umtriebszeiten von 80 bis 100 Jahren sind ohne Zweifel möglich.
Auch die Eiche braucht regelmäßige Pflegeeingriffe für die Wertholzentwicklung. „Jedoch dauert die besonders intensive Pflegephase ab circa acht Metern Höhe meist nur wenige Jahre. Weiters verzeiht Eiche Rückstände besser und ist insgesamt eine Baumart, die mit zunehmendem Alter in der Stammform gewinnt“, so Landesforstdirektor Gottfried Diwold.
Eine wichtige Fragestellung der Untersuchung war auch, ob eine ausreichende Anzahl an Zukunftsbäumen in den Laubholzflächen vorhanden ist. Hier zeigte sich ein positives Bild mit etwas Potential zur Verbesserung. „Knapp zwei Drittel der empfohlenen 70 Z-Stämme sind laut der Untersuchung vorhanden. Berücksichtigt man auch die Z-Baumanwärter jene Bäume, wo eine einmalige Entastung notwendig wäre, wurde das Ziel zu 90 Prozent erreicht. In den Beständen mit Z-Baumanwärtern besteht ein kurzzeitiger Handlungsbedarf um die Astungsmaßnahmen durchzuführen um das Wertleistungpotenzial auszuschöpfen. Gleichlaufend wird eine konsequente Förderung der Z-Bäume empfohlen“, so Landesforstdirektor Diwold.
Laubholz wirtschaftlich konkurrenzfähig
Ein weitere wichtige Erkenntnis ist, dass Laubholz auch wirtschaftlich konkurrenzfähig ist. „Die Deckungsbeiträge liegen auf dem gleichen Niveau wie bei der Fichte“, so Hochbichler. Wenn man allerdings das steigende Risiko durch Klimawandel und Borkenkäfer miteinrechne, „ist das Laubholz bei entsprechender Qualitätsförderung mittlerweile über dem Level der Fichte.“