„Golden Girl“ Pia genießt die 30 Hektar Weidefläche.
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Mit viel Liebe zum Detail kümmert sich Elfriede Kröll um die Deko.
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Acht Almschweine werden zur Verwertung der Molke gehalten.
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Die Petersbergalm in Hinterhornbach ist ein beliebtes Ausflugsziel für Radfahrer.
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„Die Arbeit geht uns nicht aus“
Ein typischer Tag auf der Petersbergalm beginnt mit der Stallarbeit, dann geht es für Karl-Heinz Strohmaier in der Sennerei. Im Anschluss bewirtet er mit seiner Frau Elfriede Kröll die zahlreichen Gäste. Später schaut er wieder mit Sohn Bernhard im Stall nach dem Rechten. Dazwischen ein kurzer Besuch bei den Schweinen. „Von Idylle können wir nicht sprechen – dafür ist zu viel zu tun. Aber wir machen die Arbeit gerne“, beschreibt der Almpächter seinen Almsommer. Bereits seit 2002 bewirtschaften er und seine Frau Elfriede Kröll die Petersbergalm in Hinterhornbach im Lechtal gemeinsam mit Sohn Bernhard und einem fünfköpfigen Gastro-Team.
Eisbär und Ringelschwänze
Bereits ein Blick in den Stall zeigt: Was man gerne macht, macht man gut. Der Geruch von frischem Heu überdeckt jeden typischen Stallgeruch – für die Stallhygiene sorgt Sohn Bernhard mit viel Sorgfalt. Jede der 24 Kühe hat ihren fixen Platz, und das sogar mit Namensschild. Eine Kuh trägt den klingenden Namen Eisbär – was aber nicht auf ihre Fellfarbe schließen lässt, wie Karl-Heinz verrät. Im Stall stehen Fleckvieh, Braunvieh und Grauvieh nebeneinander – sortiert nach Hofzugehörigkeit. Vier Bauern aus der Region treiben ihre Tiere auf die Petersbergalm. Zwei davon sind Miteigentümer der Alm, die restlichen 15 Almbesitzer treiben nicht auf.
Ein Bild im Stall erinnert an Petra, die schöne Braunvieh-Kuh, die im vergangenen Jahr gestorben ist. Als 25. Kuh ist sie noch immer Teil der Alm. Eine Besonderheit ist auch die 12 Jahre alte Pia, eine Fleckvieh-Kuh, die erst kürzlich zum Golden Girl mit einer Lebensleistung von 100.000 Litern Milch wurde.
Nicht weit vom Stall grunzen andere Almbewohner: Acht Schweine holt sich Karl-Heinz jedes Jahr auf die Alm – damit die Molke, das Nebenprodukt der Käseherstellung, sinnvoll verwertet wird. Zutraulich kommen die Tiere auf Karl-Heinz zu, als er an den Zaun tritt. Besonders jene mit schwarzen Flecken haben es ihm angetan, erzählt er. Währenddessen haben die Tiere sich mit wedelndem Ringelschwanz wieder der Gestaltung ihres „Saustalls“ gewidmet, grabend und grunzend. Im Herbst geht es für die Tiere zu Hörtnagl, wo sie im Rahmen des „Qualität Tirol Almschwein“-Programms geschlachtet und verarbeitet werden.
Liebe zum Detail
Regionalität ist den Gastwirten wichtig – und wird so gut wie möglich umgesetzt, erklärt Karl-Heinz. Die almtypische Speisekarte, von Jausen über Knödel bis hin zu Kuchen, lässt sich mit heimischen Produkten abdecken. Das Gastroteam besteht aus fünf Vollzeitkräften, die Karl-Heinz und Elfriede von Dienstag bis Sonntag unterstützen. „Vor allem Pensionisten besuchen uns gerne, da der Weg perfekt für Fahrräder geeignet ist. Die Alm liegt am Ende von Hinterhornbach – wir sind sozusagen die Endstation der Radtour“, meint Karl-Heinz.
Doch viele Gäste kommen nicht nur wegen der Jause – sondern auch wegen der Atmosphäre. Im kleinen Bauernladen im Inneren des Gebäudes finden sich der Almkäse, Wurstwaren von Karl-Heinz’ Bruder und weitere bäuerliche Produkte aus der Region. Und wer besonders aufmerksam hinsieht, entdeckt überall kleine Details: bunte Vogelhäuschen und Gießkannen, Blumen, handbemalte Kreidetafeln, rot karierte Kissen und Vorhänge, Kuhglocken in allen Größen und Farben. Über Gastgarten und Gastraum verteilt, geben sie der Alm ihren ganz eigenen Charme.
Käse braucht mehr als Glück
Wer noch genauer hinsieht, entdeckt in der Gaststube nicht nur Dekoration – sondern auch Auszeichnungen. Urkunden zieren eine Wand: Zum Beispiel für Gold beim World Cheese Award 2023/24, für das Kasermandl in Gold 2024 von der Messe Wieselburg sowie für die Medaille in Gold bei der Käsiade 2023. Eine Auswahl von Preisen, etwa für mehrere Siege bei der Internationalen Almkäseolympiade in Galtür, hat auf einer Trennwand ihren festen Platz. Über 40.000 Liter Milch verarbeitet Karl-Heinz pro Saison zu preisgekröntem Schnitt- und Bergkäse. „Bernhard kümmert sich sehr gut um die Kühe und achtet darauf, dass sie genug Milch geben – wahrscheinlich, damit mir die Arbeit nicht ausgeht“, scherzt der Senner. Im Schnitt kann er jährlich vier Tonnen Käse produzieren. Der Schnitt- und Bergkäse wird direkt über den Hofladen und regionale Läden verkauft.
„Es braucht immer etwas Glück“, erklärt Karl-Heinz, während er seine Werksstücke in der Hofsennerei präsentiert. „Du siehst erst, wie gut dir der Käse gelungen ist, nachdem er gereift ist und angeschnitten werden kann.“ Dabei habe er schon einige Überraschungen erlebt.
Licht und Schatten
In ihren vergangenen 23 Almsommern hat die Familie bereits viel erlebt. Das Jahrhunderthochwasser ließ 2005 auch in den Seitentälern des Lechs, wie in Hinterhornbach, die Pegel steigen. In jenem August kam auch Sohn Bernhard auf die Welt, wie sich Karl-Heinz an das Jahr voll Höhen und Tiefen zurückerinnert. Aktuell betreibt der Bach das almeigene Wasserkraftwerk – dessen Instandhaltung aber auch viel Aufwand bedeutet. Eine weitere Herausforderung ist die Verbuschung: „Wir liegen auf 1.250 Höhenmetern – hier wachsen die Pflanzen bestens. Wir sind im Weidemanagement gefordert, um die 30 Hektar Weideflächen freizuhalten.“
Ob Stall, Sennerei oder Gastgarten – die Arbeit geht auf der Petersbergalm nicht aus. Von Ende Mai bis Mitte September herrscht durchgehend Hochbetrieb. Idylle erleben hier nur die Gäste – den Almpächtern bleibt dafür die große Zufriedenheit, die mit sinnvoller Arbeit einhergeht.