Die geplante Einführung eines sogenannten "Single Fund" sowie die Aufweichung der Zweckbindung von Agrargeldern gefährden aus Sicht der Tiroler bäuerlichen Jugend nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern auch die Zukunftsperspektiven junger Landwirtinnen und Landwirte in den Regionen.
Der Begriff "Single Fund" bezeichnet in diesem EU-Kontext die geplante Zusammenlegung verschiedener Fördermittel in einen einzigen, gemeinsamen Finanztopf. Anstelle mehrerer klar getrennter Fördertöpfe – etwa für Landwirtschaft (GAP erste Säule), ländliche Entwicklung (GAP zweite Säule) oder Umweltprogramme – würden künftig alle Gelder in einen zentralen Fonds fließen, über den die Mitgliedstaaten im Rahmen nationaler Gesamtpläne frei verfügen könnten.
Planungssicherheit und Wettbewerbsfairness in Gefahr
Die geplante Zusammenlegung von Agrar- und anderen EU-Mitteln in nationale Gesamtpläne würde die bisherige Struktur der GAP grundlegend verändern. Dadurch entstünde ein hohes Risiko von Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Mitgliedstaaten.
„Gerade in Tirol sind viele kleine, familiengeführte und an alpine Bedingungen angepasste Betriebe auf gezielte Förderungen aus der zweiten Säule angewiesen. Wird diese Struktur geschwächt, wird der Einstieg in die Landwirtschaft oder die Hofübernahme für viele junge Menschen unmöglich“, warnt Landesobmann Christoph Pirnbacher.
Zwar begrüßt man in Tirol einzelne Verbesserungen – etwa die geplante Erhöhung der Mittel für Junglandwirtinnen und Junglandwirte auf sechs Prozent der nationalen GAP-Budgets oder neue Instrumente für Investitionen und Risikomanagement –, „aber diese positiven Ansätze können die gravierenden strukturellen Mängel des Vorschlags nicht ausgleichen“, so Landesleiterin Jacky Traxl.
Sommersitzung mit EU-Abgeordnetem Bernhuber
Im Rahmen der Sommersitzung am 22. August auf der Schafalm in der Axamer Lizum traf der Landesvorstand der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend den EU-Abgeordneten Alexander Bernhuber, ÖVP-Agrarsprecher im Europäischen Parlament. Dabei wurde ein Forderungskatalog übergeben, um sicherzustellen, dass die Interessen der nächsten Generation von Hofübernehmern – insbesondere der Alm- und Bergbauern – in den EU-Verhandlungen Gehör finden.
„Unsere Form der Landwirtschaft – nachhaltig, naturnah und im Einklang mit der Umwelt – darf nicht der industriellen Massenproduktion geopfert werden“, betont Pirnbacher. „Wir brauchen eine klare Kurskorrektur für eine faire und sichere Zukunft unserer bäuerlichen Jugend in Tirol. Mit Alex Bernhuber haben wir eine starke junge Stimme in Brüssel. Deshalb haben wir ihm diesen Forderungskatalog überreicht.“
Bernhuber, selbst Landwirt in Niederösterreich und ehemaliger Bundesobmann der Landjugend Österreich, sicherte seine volle Unterstützung zu. Er lehnt den Vorschlag der EU-Kommission klar ab, da er befürchtet, dass unterschiedliche Auszahlungsniveaus in den Mitgliedstaaten zu Wettbewerbsverzerrungen führen würden. Zudem warnte er bereits bei Bekanntwerden der ersten Entwürfe davor, dass mehr nationale Freiheiten bei Beihilfen die gemeinsame europäische Agrarpolitik schwächen könnten: „Der von der Kommission vorgeschlagene Single Fund ist ein Irrweg. Wenn alle Fördermittel in einem einzigen Topf zusammengelegt werden, verlieren wir die klare Zweckbindung für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Entwicklung. Das gefährdet die Planungssicherheit unserer Betriebe und führt zu Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Mitgliedstaaten. Eine starke gemeinsame Agrarpolitik darf nicht durch nationale Alleingänge aufgeweicht werden.“