Sommersitzung in Landeck

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Die Zukunft der Berglandwirtschaft

Vergangene Woche fand die Sommersitzung der Bezirks-LK auf der Alpe Labaun in Nauders statt.

Bei der Sitzung wurden sehr aktuelle Themen diskutiert, darunter neben der guten Ernte- und Marktlage auch die Vorschläge zur Neuausrichtung der gemeinsamen Agrarpolitik, die Herausforderungen durch die Tierseuchen und die Geschehnisse rund um Wolf und Bär.

Tierseuchen

Die Durchseuchung der Rotwildbestände mit TBC macht sehr große Sorge und hat die Almwirtschaft bereits voll getroffen. Der Blick auf die Auftriebszahlen in den von der Veterinärbehörde ausgewiesenen Überwachungsgebieten im hinteren Stanzertal und hinteren Paznauntal zeigt einen deutlichen Rückgang von durchschnittlich 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einige Almen haben Rückgänge von über 30 Prozent. Für diese Almen ist damit ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden entstanden, da die Kosten für die Bewirtschaftung ja unverändert hoch bleiben. Bei den Almen ausserhalb der Überwachungsgebiete im Bezirk Landeck hat es kaum spürbare Rückgänge gegeben.

Der Blick auf die Abschusszahlen im besonders betroffenen Überwachungsgebiet zeigt im Vergleich zu Vorjahr aber auch einen Rückgang von 25 Prozent, obwohl heuer mehr Stück Rotwild geschossen werden müssen. Leider wurden dazu jetzt schon mehr als dreimal so viele positive TBC-Fälle beim Rotwild verzeichnet als wie letztes Jahr zur gleichen Zeit. „Die objektiven Zahlen verheißen nichts Gutes“, blickt Elmar Monz mit großer Sorge auf die nahe Zukunft.

Ausrichtung der Agrarpolitik

Bauernbunddirektor Peter Raggl referierte über die Vorschläge zur Neuausrichtung der gemeinsamen Agrarpolitik sowie über aktuelle Themen auf Bundes -und Landesebene. Die Vorschläge zur GAP werden in den kommenden zwei Jahren intensiv diskutiert und es ist entscheidend, dass wir mit unseren Nachbarländern Allianzen bilden, damit es zu keinen Fehlentwicklungen und Einschnitten für das Berggebiet kommt, so Peter Raggl.

Es geht um die Zukunft der Berglandwirtschaft und wir werden uns mit voller Kraft dafür einsetzen, dass wir diese Angriffe auf die Alm- und Berglandwirtschaft abwehren, ergänzt Elmar Monz: Zur Aufrechterhaltung der Landwirtschaft in den extremen Bergbauerngebieten sind dringend Maßnahmen notwendig, die Anreize schaffen, damit die Höfe weiter bewirtschaftet werden. Die Neuausrichtung der GAP, die eine Kürzung der 2. Säule bei den Leistungsabgeltungen um 20 Prozent beinhaltet, ist als direkter Angriff auf die kleinstrukturierte Landwirtschaft im Bezirk Landeck zu bewerten und steht im direkten Widerspruch zur Aufrechterhaltung der Alm- und Berglandwirtschaft. Die 2. Säule der GAP, bestehend aus Ausgleichszulage (AZ) und österreichisches Umweltprogramm (ÖPUL), macht im Bezirk Landeck einen sehr großen Anteil bei den Leistungsabgeltungen in Höhe von 78 Prozent aus! Die Teilnehmer der Sommersitzung sind sich einig: Die grundsätzlich sehr zielgerichteten Maßnahmen vom aktuellen Agrarumweltprogramm und die starke Berücksichtigung der Erschwernispunkte bei der Ausgleichzulage sind unbedingt fortzuführen, insbesondere was die Höhe der Leistungsabgeltungen anbelangt. Auch der eingeschlagene Weg der Inflationsanpassung ist fortzuführen. Bei den Projektförderungen im Bereich der baulichen Investitionen, die eine Arbeitserleichterung und damit mehr Lebensqualität bewirken, ist bei der zukünftigen Förderperiode die Anzahl der Erschwernispunkte noch stärker zu gewichten. Bauliche Maßnahmen in Steilhanglage bedeuten klarerweise erhebliche Mehrkosten. Investitionen müssen verstärkt unterstützt werden, damit eine Motivation zur Weiterbewirtschaftung besteht und nicht auf Kosten der „Substanz“ gewirtschaftet wird.

Die Forderungen zur Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Zukunft der Berglandwirtschaft werden demnächst mit einer Resolution an die Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene übergeben.

Alpe Labaun

Die Alpe Laubaun in Nauders ist eine der größeren Milchkuhalmen im Bezirk Landeck. Heuer werden dort 92 Milchkühe gesömmert. Die Alpe Labaun hat einige Besonderheiten aufzuweisen. Auf der Alm wird seit fast 25 Jahren mit einem Mobilen Melkstand gemolken, das ist nach wie vor einzigartig im gesamten Bezirk und auch weit darüber hinaus. Der Mobile Melkstand wird drei Wochen nach dem Almauftrieb vom Niederleger auf den Hochleger transportiert. Dort wird dann von Anfang Juli bis Mitte August gemolken, ehe er wieder für die restlichen Alpzeit im Niederleger seinen Dienst macht. Die Milchkühe befinden sich auch über den gesamten Sommer, Tag und Nacht auf der Weide. Lediglich zur Melkzeit kommen sie in den Stall. Damit ist die höchste Futteraufnahme vom besten Almweidegras garantiert und den Milchkühen taugt´s. Der Hochleger von der Alpe Labaun gilt als der höchstgelegene „Milchkuhstall“ Tirols, er befindet sich auf 2.285 Metern Seehöhe. Bewirtschaftet wird die Labaunalpe von der Familie Dilitz. In der Gemeinde Nauders hat die Almwirtschaft einen sehr hohen Stellenwert. Es gibt insgesamt fünf Almen: Gamoar, Labaun, Pieng, Zadres und Tschey. Es werden alle Tierkategorien gealpt und die Bewirtschaftung dieser Almen ist eine sehr große Herausforderung, berichtet der Obmann der Bergmeisterei Nauders, Peter Waldegger. Wenn dann noch außergewöhnliche Ereignisse die Almwirtschaft treffen, wie Ende Juli die Risse durch einen Wolf, dann wird es besonders schwierig für alle Beteiligten.

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