Schon der Übergang von Sense und Sichel zum Mähbinder war eine Revolution für die Landwirtschaft. Er ermöglichte schnelleres und effizienteres Mähen, Binden und in weiterer Folge Dreschen auf stationären Anlagen.
Die vollumfängliche Mechansierung der Erntekette lieferte dann den entscheidenden Schub für mehr Produktivität. Die nächste Zäsur brachte und bringt nun die Digitalisierung: GPS-Lenksysteme, digitale Schlagkarteien und Automatisierung setzen Standards, die vor zwanzig Jahren noch undenkbar waren.
Die Erfindung des Mähbinders
Der Mähbinder, zunächst noch von Pferden gezogen, war eigentlich eine Weiterentwicklung der Flügelmäher. Während Letzterer das Getreide nur mähte und für Garben vorportionierte, legte der Mähbinder bereits fertig gebundene Garben ab. Damit wurde erstmals ein wesentlicher Teil der arbeitsintensiven Getreideernte mechanisiert. Entwickelt wurde die Maschine vom US-Amerikaner Charles Withington im Jahr 1872.
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Der MH-20 war der erste selbstfahrende Mähdrescher der Welt.
Der lange Weg zum Mähdrusch in Europa
Während sich in den Vereinigten Staaten rasch auch aus europäischer Sicht gigantische Mähdrescher durchsetzten, dominierten in Europa die Mähbinder noch bis in die 1940er-Jahre das Erntegeschehen.
Ende der 1920-Jahre wurden zwar die ersten Mähdrescher nach Europa importiert. Allerdings mit wenig Erfolg, denn die Maschinen waren nicht auf europäische Verhältnisse angepasst und hat aus damaliger Sicht enormen Zugkraftbedarf. Aus diesem Grund machten es sich die Gebrüder Claas vom gleichnamigen Unternehmen zum Auftrag selbst einen Mähdrescher zu entwickeln. 1936 war es soweit und der erste europäische „Mäh-Dresch-Binder“ (kurz „MDB“) kam auf den Markt. Dieser war eine Kombination aus Selbstbinder und einer Dreschmaschine. Den nächsten revolutionären Schritt wagte dann 1938 Massey Harris. Der damals noch kanadische Landmaschinenhersteller entwickelte seinen MH-20, den ersten selbstfahrenden Mähdrescher der Welt. Mit der Einführung des MH-20 läutete das Unternehmen Massey Ferguson eine Revolution in der Erntetechnik ein. Der Traktor vor dem Drescher hatte damit ausgedient. Für die Fahrer verbesserten sich mit einem Schlag die Bedinungen. Erstmals hatten sie eine deutlich bessere Übersicht über das Schneidwerk. Damit ging auch eine enorme Leistungssteigerung einher die zunächst vor allem auf größeren Ackerbaubetrieben die Produktivität erhöhte.
Beginn der Massenproduktion
Der Startschuss für die Massenfertigung fiel nur wenige Jahre später. Mit dem zunehmenden Arbeitskräftemangel und der um sich greifenden Rationalisierung ging auch eine verstärkte Nachfrage nach den selbstfahrenden Mähdreschern einher. Vor allem das Modell MH 726 verhalf Massey-Ferguson zum Durchbruch am europäischen Markt.
1977 brachte Massey Ferguson mit dem Power-Flow-Schneidwerk eine neue Generation von Erntetechnik heraus. Die erstmals im Modell MF 750 verbaute Konstruktion verkürzte Umrüstzeiten deutlich und steigerte den Gutfluss um bis zu 75 Prozent. Das Unternehmen konnte sich so als Pionier beim Bau von Mähdreschern mit knapp 90 Jahren Erfahrung positionieren. Auch heute zählt diese Technologie, in weiterentwickelter Ausführung, noch zu den Spitzenlösungen in der Branche. Vor allem unter anspruchsvollen Bedingungen, etwa bei lagerndem Getreide, zeigt sie ihre Stärke.
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Das Modell MH 726 verhalf Massey-Ferguson den europäischen Durchbruch.
Und heute?
Mittlerweile sind alle modernen Mähdrescher mit GPS ausgestattet und können so Millimeter genau über die Felder gesteuert werden. Diese Technologie unterstützt Landwirte dabei, ihre Arbeit präziser und zeitsparender zu gestalten. So können Mähdrescher dank automatischer Spurführung exakt den festgelegten Linien folgen, wodurch Überlappungen vermieden und die Flächenleistung erhöht werden. Gleichzeitig erfassen integrierte Sensoren in Verbindung mit GPS-Daten wichtige Informationen wie Ertrag, Feuchte und weitere Kennzahlen, die anschließend ausgewertet werden, um den optimalen Arbeitsablauf zu bestimmen.
Auf Grundlage dieser Daten lassen sich detaillierte Ertragskarten erstellen, die helfen, den Erntezeitpunkt exakt an den Reifegrad anzupassen und die Maschineneinstellungen den aktuellen Feldbedingungen entsprechend zu optimieren. Ein wesentlicher Baustein moderner Präzisionslandwirtschaft. Auch die Maschinenauswahl ist heutzutage größer denn je. Massey Ferguson bietet beispielsweise Mähdrescher in jeder Größenordnung zwischen 179 - 647 PS an.
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GPS-Lenksysteme, digitale Schlagkarteien und automatisierte Managementlösungen sind heute Standard.
Innovationsgeist zeigen, ohne Tradition zu vergessen
Die Geschichte der Erntetechnik ist geprägt von stetigem Wandel, von der einfachen Sense bis zum smarten High-Tech-Gerät.
Die Digitalisierung bietet heute neue Chancen, um Arbeitsschritte zu erleichtern, Erträge zu steigern und nachhaltiger zu wirtschaften. Doch wie jede Technik ist sie kein Selbstläufer: Die Erfahrungen der Nutzer, die Abstimmung an den Betriebsalltag und die Weichenstellung bei der Planung neuer Anlagen entscheiden über den Erfolg.
Die Zukunft der Landwirtschaft gehört jenen, die Tradition bewahren und gleichzeitig Innovationsgeist zeigen und das bedeutet: vom Mähbinder zum GPS-Mähdrescher und noch ein Stück weiter.