Wer ältere Traktoren besitzt, muss nicht zwangsläufig auf Präzisionslandwirtschaft verzichten. Die BauernZeitung hat ein Nachrüst-Lenksystem eines bisher wenig bekannten Herstellers getestet.
Allynav drängt weltweit auf den Nachrüstermarkt. Für die Landwirtschaft hat das Unternehmen aus China Lösungen von der zentimetergenauen Anzeige zum manuellen Lenken bis zur Koppelung mit „Steer ready“-Traktoren im Programm, ergänzt durch die App AIFarm für Datenmanagement und Planungen. Optional gibt es Isobus „Section Control“ und Ausbringmengensteuerungen.
Alter Traktor, neue Technik
Das der BauernZeitung zur Verfügung gestellte Modul AF305 wurde auf einem 27 Jahre alten John Deere, also einem nicht „Steer ready“-Traktor, aufgebaut. Das Lenksystem besteht aus Empfänger, Lenkrad samt Motor und Bluetooth-Fernbedienung, Tablet mit 4G-Modem, Lenkwinkelsensor, Rückfahrkamera sowie Kabeln und anderen Kleinteilen. Bezogen wurde es von der Firma Wohlmannstetter (Aktionspreis aktuell knapp 4.900 Euro ohne Steuern), von dort kam auch die Unterstützung bei der Endkalibrierung, den Aufbau übernahm die Firma Agrarperformance.
Der Empfänger R70 kann auch schon High Accuracy Service von Galileo nutzen.
Nachgerüstet lenken lassen
Der R70-Empfänger von Allynav hat eine Besonderheit: Er kann als einer von wenigen am Markt auch schon den Galileo High Accuracy Service (HAS, E6B-Band) nutzen. HAS ist ein kostenloses europäisches Korrektursignal, das deutlich bessere Genauigkeiten als das zuvor übliche Egnos-Signal liefert. Es braucht allerdings ein paar Minuten, um präzise zu funktionieren und ist derzeit der RTK-Genauigkeit (von etwa 2 cm) noch unterlegen. Trotzdem ist es in schwierigen RTK–Empfangslagen eine echte Hilfe und wird zunehmend zum europäischen Standard.
Beim Einbau des Testsystems ist die Unterstützung durch den Vertrieb eine große Hilfe. Natürlich können versierte Praktiker auch selbst Hand anlegen, aber über Details wie etwa Kabelführungsradien, Scheuerstellen und optimale Montagepunkte wissen nur erfahrene Monteure Bescheid. Durch finale Einstellungen der Experten konnte zudem die Wiederholgenauigkeit der Traktorposition nochmals verbessert und damit das Potenzial der Apos-RTK-Korrekturdaten ausgeschöpft werden.
Im Praxiseinsatz bewährt
Die AF305-Software ist übersichtlich und logisch bedienbar, wenngleich die getestete Version noch einige Übersetzungsdefizite ins Deutsche hatte. In englischer Sprache war dies nicht der Fall. Beim Ersteinsatz bei der Bodenbearbeitung wurden Einlenkverhalten und Lenkaggressivität optimiert. Später kam das System bei der Getreidesaat zur Anwendung. Die Lenkgenauigkeit war dabei tadellos und AF305 hatte so gut wie keine Aussetzer. Updates und Fernwartung durch den Händler liefen problemlos – so ist mittlerweile etwa eine frei einteilbare optische Teilbreitenanzeige zum manuellen Schalten standardmäßig dabei.
Fazit
Ein Nachrüst-Lenksystem wie das von Allynav ist natürlich nicht so perfekt in die Traktorelektronik integriert wie die „Lösung ab Werk“ einer Neumaschine. Trotzdem lassen sich so ältere Modelle mit relativ niedrigem Aufwand beachtlich aufwerten. Das bringt Entlastung für den Fahrer an langen Arbeitstagen. Zuverlässigkeit und wiederholbare Lenkgenauigkeit überzeugen. Gleichzeitig öffnet es Bestandsmaschinen die Tür zu neuen Features wie Isobus, Section Control und Variable Rate.
ACHTUNG EINTRAGUNGSPFLICHT: Nachrüst-Lenksysteme benötigen eine Eintragung der Landesprüfstelle in die Zulassungspapiere, dafür sind die Bestätigung einer §57-zugelassenen Fachwerkstatt für den fachgerechten Einbau und ein Gutachten vom Lenksystemhersteller erforderlich.Ohne Eintragung erlischt die Betriebserlaubnis. Einzige Ausnahme sind Reibradsysteme, bei denen der Elektromotor am weiter unveränderten Lenkrad reibend seine Lenkkraft überträgt und bei denen der Motor im Straßenbetrieb weggeklappt wird.
Alle Bilder zum Test:bauernzeitung.at/AF305
Videos zur Nachrüstung:youtube.com/@lk-technikmold