Der Kräuterbuschen an Mariä Himmelfahrt
Der Kräuterbuschen ist in weiten Teilen Österreichs ein lebendiges Kulturgut bäuerlicher Alltagskultur. Das Wissen um die Heilkräfte der Pflanzen und die spirituelle Bedeutung des Kräuterbuschens seien Teil unseres bäuerlichen Erbes. Die Bäuerinnenorganisationen tragen maßgeblich zur Weitergabe und Pflege dieses Brauchtums bei. Viele bereiten Kräutersträuße vor, die nach der Weihe im Rahmen der liturgischen Feier an die Dorfbevölkerung verteilt werden.
Kräuterweihe hat eine lange Tradition
Die Weihe der Kräuterbuschen während der Messfeier am 15. August verleiht den Pflanzen nicht nur symbolische Bedeutung, sondern stellt zugleich eine sakrale Handlung dar, die den Schutz und die segensreiche Wirkung der Natur in das bäuerliche Leben integriert. In früheren Zeiten war der Kräuterbuschen eine unverzichtbare Hausapotheke – von Hebammen und kräuterkundigen Frauen sorgfältig gehütet und genutzt. Ob als Aufguss bei Erkrankungen oder zur Reinigung der Räume durch Räucherung in den Rauhnächten: Die Anwendungsmöglichkeiten waren vielseitig und stets von praktischer Relevanz. Auch heute noch lebt dieser Glaube weiter – etwa, wenn bei Gewitter ein Zweig des geweihten Buschen ins Herdfeuer gelegt wird, um das Haus vor Unheil zu schützen.
Welche Kräuter kommen in den Kräuterbuschen?
Die Sträuße bestehen je nach regionalem Brauch aussieben bis zu neunundneunzig verschiedenen Kräutern. Die genaue Anzahl variiert, folgt jedoch stets einer symbolischen Bedeutung:
7– steht für die Schöpfungstage und Vollendung
9– dreimal drei für die Heilige Dreifaltigkeit, Zahl der Fruchtbarkeit
12– Zahl der Apostel und der Stämme Israels
14– Zahl der Nothelfer
24– zweimal zwölf für Altes und Neues Testament
99– dreiunddreißig mal drei für die Heilige Dreifaltigkeit
Welche Pflanzen verwendet werden, hängt ebenfalls von der jeweiligen Region ab. Häufig bildet eine Königskerze den Mittelpunkt, um die weitere Kräuter gebunden werden. Typische Bestandteile sind Alant, Arnika, Baldrian, Beifuß, Frauenmantel, Johanniskraut, Kamille, Liebstöckel, Pfefferminze, Salbei, Schafgarbe, Thymian und Wermut.
Als Zeichen für Maria werden oft auch Rosen oder Getreideähren mit eingeflochten.
Der Kräuterbuschen vereint somit naturheilkundliches Wissen, religiöse Überzeugung und gemeinschaftsstiftende Rituale in einem lebendigen Brauch, der nicht nur auf den Höfen, sondern in vielen Haushalten Österreichs gepflegt wird – als Zeichen der Verbundenheit mit der Erde, dem Glauben und den Rhythmen des bäuerlichen Lebens.