Urproduktion als wichtiges Standbein
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Melanie Haas ist auch Farmfluencerin.
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Die Ochsen werden über das Almo-Qualitätsprogramm vermarktet.
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Alles was auf den Wiesen, am Acker und im Garten gedeiht, wird veredelt.
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Während die Felder im Juni in sattem Grün stehen, die Obstbäume ihre ersten Früchte tragen und das Vieh auf den Almen weidet, ist vom Herbst noch keine Spur – und doch beginnt jetzt schon die stille Vorbereitung auf das, was viele Bäuerinnen und Bauern als Höhepunkt des landwirtschaftlichen Jahres empfinden: das Erntedankfest.
Wer täglich mit der Natur arbeitet, weiß: Jede Ernte beginnt weit vor dem eigentlichen Einbringen der Feldfrüchte. Und jede Wertschätzung für Lebensmittel hat ihren Ursprung in der täglichen Mühe und Sorgfalt auf dem Feld, im Stall oder im Garten. Am Gschuahof in Passail in der Steiermark, zu dem Wiesen, Wald, Äcker und Alm gehören, wird diese Haltung tagtäglich gelebt. Familie Haas produziert nicht nur Lebensmittel, sondern vermittelt auch ein Gespür dafür, wie Wertschätzung und Wertschöpfung im Einklang mit der Natur gelingen.
Vier-Generationenbetrieb
Das Besondere am Gschuahof ist das Zusammenleben und -arbeiten von vier Generationen. Markus Vorraber und Melanie Haas bewirtschaften den Betrieb und haben inzwischen einen Sohn. Aber auch Eltern und Großeltern helfen noch tatkräftig mit. Für Melanie ein großer Mehrwert: „Meine Schwiegeroma gibt ihr Wissen sehr gerne weiter.“ So ziehen alle an einem Strang für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Betriebes. Neben dem Ab-Hof-Verkauf diverser Urprodukte bildet die Ochsenmast die Haupteinnahmequelle. Diese wird über das Qualitätsprogramm „Almo“ vermarktet, welches auch mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet ist.
Eine kleine Schafherde beweidet Steilflächen und Streuobstwiesen und liefert zugleich bestes Lammfleisch. Das anfallende Obst wird zu Apfelsaft und Apfelchips veredelt. Auch Sirup und Kräutersalz, verpackt in bunte Dekomischungen, stellt die Familie her. Zu guter Letzt liefert eine Schar freilaufender Hühner täglich frische Eier.
“Es ist ein Fest der Demut und Freude, das uns daran erinnert, dass nichts selbstverständlich ist.” – melanie haas
Am Gschuahof: Wo Urprodukte und Vielfalt den Ton angeben
Christbäume und Tannenreisig machen das Angebot im Advent komplett. Nachhaltiger Fleischkonsum ist auf dem Hof ein zentrales Thema.
Die Bäuerin sensibilisiert Besucher und Schulklassen über „Schule am Bauernhof“ sowie über soziale Medien für den Wert regionaler Lebensmittel und artgerechter Tierhaltung. „Tierwohl steht bei uns an oberster Stelle“, betont sie.
Urproduktion als Chance
Der Begriff „Urproduktion“ ist in der gleichnamigen Verordung klar definiert: Es handelt sich um Produkte, die weitgehend unverarbeitet von bäuerlichen Betrieben erzeugt und vertrieben werden. Das unterscheidet sie von verarbeiteten Erzeugnissen, etwa feinzerlegtem Fleisch oder Wurstwaren. Die Vorschriften sind streng: So dürfen Schlachtrinder nur geviertelt oder gefünftelt abgegeben werden, um den Urproduktstatus zu wahren. Das hat nicht nur gewerberechtliche und steuerliche Auswirkungen, sondern betrifft auch die Beitragspflichten bei der Sozialversicherung.
Melanie Haas sieht darin allem voran aber eine große Chance: „Für mich ist es wichtig, dass die Menschen wissen, woher ihr Essen kommt. Die Urproduktion ermöglicht genau das – ohne Umwege, ohne externe Verarbeitung.“
Erntedank: Dankbarkeit für Natur und Vielfalt
Das Erntedankfest ist für die Steirerin ein wichtiger Moment des Innehaltens und der Wertschätzung. „Es ist ein Fest der Demut und Freude, das uns daran erinnert, dass nichts selbstverständlich ist – weder die Ernte noch das tägliche Brot“, sagt sie.
Besonders die regionalen Produkte wie Äpfel aus den Streuobstwiesen, Kartoffeln und Getreide vom eigenen Acker prägen typische Erntedankgerichte und finden sich auch in und um die traditionelle Erntekrone wieder. Erntedank ist nicht nur ein Moment des Dankes – es ist ein Ausdruck bäuerlicher Kultur, ein Zeichen von Bodenständigkeit und einer tiefen Verbindung zur Natur. Auf Betrieben wie dem Gschuahof wird sichtbar, wie viel Handarbeit, Geduld und Wissen über Kreisläufe in jedem Produkt steckt.
Der Gschuahof
14 ha Grünland, 15 ha Wald,
1 ha Ackerbau, 8 ha Alm und ca. 0,5 ha Christbaumkultur; konventionell; Ochsenmast; Wissensvermittlung durch Schule am Bauernhof; Social Media; Direktvermarktung; Christbaumverkauf.