Barbara Holzinger
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Simon Hinterplattner
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Ferkel wachsen im Kaltstall mit Stroh auf.
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Eigene Technik macht Mandelernte möglich
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Agrarpreis: Kategorie Innovation – das sind die Sieger
1. Platz Kategorie Innovation
Wo Ideen reifen wie der Prosciutto
Wenn ein gelernter Koch wie Simon Humer zum Landwirt wird, bringt er nicht nur Erfahrung mit sondern auch ein feines Gespür dafür, worauf es bei Fleischqualität wirklich ankommt. Am Biohof Thoma-bauer in Prambachkirchen (Bezirk Eferding) setzt der 34-
Jährige dieses Wissen konsequent um. Er weiß, wie man ein Tier vom Rüssel bis zum Schwanz verarbeitet und ehrliche Lebensmittel mit Charakter produziert.
Vom Herd auf den Hof
2017 kehrte Humer zum elterlichen Betrieb zurück und entwickelte ihn weiter mit Fokus auf Direktvermarktung, Qualität und einer naturnahen Wirtschaftsweise. Die Basis dafür hatten seine Eltern gelegt, die den Hof bereits 2010 auf biologische Bewirtschaftung umgestellt hatten. „Das hat es für mich wieder spannend gemacht. Weiters dachte ich mir: Die Arbeit mit Tieren, Natur und Menschen das ist so vielfältig. Wenn man die Chance hat, so etwas zuhause umzusetzen, sollte man sie nutzen.“
Bereits 2015 startete die Planung für den eigenen Verarbeitungsbereich und den Hofladen ein wichtiger Meilenstein, der in den darauffolgenden Jahren realisiert wurde. Auch seine Frau Elisabeth und die Eltern sind heute aktiv mit an Bord.
Handwerk mit Haltung
Der Hof umfasst 58 Hektar Acker-, Grünland- und Waldfläche. 160 Mastplätze für Schweine und rund 50 Stück Geflügel bilden das Rückgrat des Betriebs. Das Futter wird selbst erzeugt, verarbeitet wird direkt am Hof von der Zerlegung bis zum fertigen Produkt. „Es kommt nichts in unsere Produkte, was wir nicht auch zuhause verwenden würden“, betont der Landwirt. Zusatzstoffe wie Nitritpökelsalz Phosphate oder Geschmacksverstärker haben keinen Platz. Genau diese Haltung macht für ihn Qualität und Authentizität seiner Produkte aus.
Italien trifft Österreich
Die Produktpalette reicht von klassischen Teilstücken über Wurstwaren und Aufstriche bis zu Spezialitäten wie Leberknödel oder Leberbunkel. Besonders stolz ist Humer auf seine Premiumlinie „Naked Pig“ mit Prosciutto, Guanciale und ‘Nduja. „Im Urlaub kommen oft die besten Ideen vor allem Italien inspiriert mich. Aber in unse-ren Produkten steckt immer 100 Prozent Österreich.“
Das Thema Nachhaltigkeit wird am Thomabauerhof ebenfalls großgeschrieben: Eine Photovoltaikanlage liefert Strom, ausgeliefert wird per E-Auto, und das Prinzip „from nose to tail“ ist fester Bestandteil. Verkauft wird im Hofladen, über Wiederverkäufer und an Top-Gastronomen in ganz Österreich darunter renommierte Betriebe wie die Waldschänke oder Mraz & Sohn. Auch auf Social Media will Humer künftig aktiver werden.
2. Platz Kategorie Innovation
Mit Kaltstall über Maßstäbe hinaus
Die Familie Holzinger hat ihren Schweinezuchtbetrieb von Grund auf neu gedacht. Der alte Vierkanthof in Ungenach im Bezirk Vöcklabruck wurde vollständig abgetragen. An seiner Stelle errichtete das Ehepaar einen durchgängig tierwohlorientierten Kaltstall für 70 Zuchtsauen, 300 Ferkelaufzuchtplätze und 600 Mastplätze. „Wir wollten nicht in einen Bestand investieren, der in ein paar Jahren wieder Kompromisse verlangt“, erklärt Markus Holzinger. Das Stallkonzept erfüllt nicht nur die Vorgaben des AMA Tierwohl 100-Programms, sondern übertrifft es in mehreren Bereichen.
Für den Abferkelstall hat sich die Familie Holzinger für die sogenannte Welser Bucht entschieden, um den ganzen Stall durchgängig als Kaltstall betreiben zu können. Diese sind beheizt und bieten den Ferkeln Schutz und Rückzugsmöglichkeiten. Täglich wird automatisch mit entstaubtem, gehäckseltem Stroh eingestreut, das zugleich als
Beschäftigungsmaterial dient.
Die klare Strukturierung des Stalls, mit getrennten Liege-, Fress- und Kotbereichen, trägt zur Sauberkeit bei. Über eine sensorgesteuerte Langtrog-Trockenfütterung wird das Futter bedarfsgerecht verteilt. Eine Kot-Harn-Trennung mit Unterflurschieber reduziert Geruch und Emissionen und erleichtert das Entmisten. „Unsere Ferkel lernen das System von Anfang an das zieht sich durch bis zur Mast“, sagt Markus Holzinger. Für ihn und seine Frau stand von Beginn an fest, dass der neue Stall auch langfristig tragfähig sein soll. „Ein tiergerechter Betrieb, den wir zu zweit im Vollerwerb führen können das war unser Ziel.“
3. Platz Kategorie Innovation
Mit Mut zur Nische
Der Betrieb „Obstbau Spitzlehner“ von Simon und Theresa Hinterplattner in Mauthausen ist auf besondere Kulturen spezialisiert: Maibeeren, Indianerbananen, Feigen, Mandeln und weitere seltene Obstarten wachsen auf rund neun Hektar. „Uns war klar: Wenn wir auf nur neun Hektar bestehen wollen, müssen wir etwas machen, das es hier noch nicht gibt“, sagt Simon Hinterplattner. Die Entscheidung für exotische Kulturen war bewusst, aber riskant. „Es gibt kaum Erfahrung, keine passende Technik und die Vermarktung ist bei unbekannten Sorten eine Herausforderung.“
Die Antwort: Technik selbst entwickeln. Aus einem alten Universalernter baute Hinterplattner gemeinsam mit befreundeten Mechanikern eine Maschine zur Mandelernte. Umgerüstet mit Schüttelköpfen, neuen Hydraulik- und Rüttelkomponenten sowie Eigenbau-Fahrwerk ist die Maschine heute flexibel einsetzbar von Mandeln über Marillen bis zu Äpfeln. Für das Knacken der Mandeln wurde eine französische Anlage angeschafft. Für die Sortierung konstruierte er eine Edelstahlanlage, die Kerne und Schalen per Luftstrom trennt. „Diese Technik gibt es in Österreich für Mandeln so nicht am Markt, also haben wir sie einfach gebaut“, erklärt Hinterplattner. Der Betrieb wurde dadurch zu einer Anlaufstelle für andere Mandelbauern. Die gewonnene Expertise wird auch im Rahmen eines EIP-Projekts weiterentwickelt. Vermarktet wird über Regionalläden, den Hofverkauf sowie Partner wie Zotter und den Biohof Achleitner.