Weinwirtschaft im Fokus: Qualität, Exportdruck und neue EU-Regeln
München erlebte einen Höhepunkt im Weinjahr 2025: Das historische Scholastikahaus in der Altstadt verwandelte sich beim NÖ-Siegertasting in eine Bühne für die besten Weine Niederösterreichs. Rund 50 Winzer – darunter Landessieger und Finalisten der niederösterreichischen Landesweinprämierung 2025 – präsentierten mehr als300 prämierte Weine, von eleganten Grünen Veltlinern bis zu tiefgründigen Rotweinen.
Das Fachpublikum aus Gastronomie, Handel und Medien nutzte die exklusive Masterclass und den Austausch mit den Produzenten intensiv. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf unterstrich die Bedeutung des deutschen Marktes: „Deutschland ist der größte Exportmarkt für niederösterreichischen Wein. München ist dabei ein besonders wichtiger Hotspot – hier treffen unsere Top-Weine auf ein hochinteressiertes, qualitätsbewusstes Publikum.“
Umso wichtiger sind solche Auftritte, denn der Blick auf die jüngsten Exportzahlen zeigt, dass die Branche vor Herausforderungen steht: Österreichs Weinexporte verzeichneten 2024 ein kleines Minus. Durch die global schwierige Marktlage wurde 2024 weniger österreichischer Wein in Flaschen exportiert: Zu Buche steht ein Minus von 6,2 Prozent bei der Menge und von 7,2 Prozent beim Wert.
EU-Paket: Mehr Förderung, weniger Bürokratie
Während in München Weinqualität und persönliche Vermarktung im Mittelpunkt standen, wird in Brüssel über den politischen Rahmen für den europäischen Weinbau entschieden. Der Rat der Mitgliedstaaten hat sich auf eine gemeinsame Position zum EU-Weinpaket verständigt.
Ziel ist es, die Überproduktion zu begrenzen, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren und die Absatzförderung zu stärken. Künftig soll die EU-Unterstützung für Vermarktungs- und Informationsmaßnahmen auf bis zu 60 Prozent der Kosten steigen, nationale Zuschüsse könnten weitere 30 Prozent abdecken. Zudem soll für den Export bestimmter Weine die Pflicht entfallen, ein Zutatenverzeichnis und eine Nährwertdeklaration auf dem Etikett anzugeben. „Das vorliegende Weinpaket enthält wichtige Ansätze, etwa die Vereinfachung bei Wiederbepflanzungsgenehmigungen oder die gezieltere Nutzung von EU-Mitteln für Krisenmaßnahmen“, so EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber.
Dennoch brauche es aus Sicht des Parlamentariers noch Verbesserungen im Rahmen der Strategiepläne – etwa bei der Flexibilität der Fördermittelverwendung und der Möglichkeit, nicht ausgeschöpfte Mittel ins Folgejahr zu übertragen.
LH-Stellvertreter Pernkopf begrüßt die Richtung, mahnt aber weitere Entlastungen an: „Das EU-Weinpaket geht in die richtige Richtung, aber es bleibt deutlich Luft nach oben: Unsere Winzer brauchen mehr europäische Unterstützung in Krisenzeiten – und weniger Bürokratie. Es wird wohl noch einige Diskussionen in Brüssel geben, sowohl Rat als auch EU-Parlament werden gefordert sein, hier einiges noch in Richtung Entlastung der europäischen Weinwirtschaft umzusetzen.“
Doch nicht nur die Mitgliedstaaten, auch das EU-Parlament wird noch ein Wort mitreden. „Wie das Parlament am Ende abstimmt, ist noch offen. Jetzt gilt es, die Vorschläge im Detail zu prüfen und gegebenenfalls nachzuschärfen“, ergänzt Bernhuber.
Nachhaltigkeit in Okzitanien
Wie EU-Regeln nachhaltige Weinproduktion fördern können, zeigt Frankreichs Region Okzitanien: Winzer mit Biosiegel oder dem Label „Hoher ökologischer Wert“ (HVE) dürfen künftig Richtpreise mit dem Großhandel vereinbaren. Diese sollen Produktionskosten decken und eine Gewinnspanne von bis zu 20 Prozent sichern – ermöglicht durch eine wettbewerbsrechtliche Ausnahme in der Gemeinsamen Agrarpolitik.
EU-Agrarkommissar Christophe Hansen betonte, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen können und forderte weitere Regionen auf, diesem Beispiel zu folgen.